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Johannesviertel

Das Johannesviertel entstand in den Jahren nach 1870 als Frühform einer Satellitenstadt auf weitgehend unbebautem Gelände nördlich der Bismarck- und westlich der Frankfurter Straße. Als Geschöpf der Gründerzeit wurde es von der erschließenden „Terrain- und Baugesellschaft Blumenthal und Co.“ (Blumenthal) in den damals üblichen historistischen Architekturformen errichtet. Bis zum Bau der Johanneskirche 1893/94 hieß es „Blumenthalviertel“. Das Viertel wuchs in zwei Abschnitten zu seiner endgültigen Größe heran. Der erste Schritt 1870 bis 1880 war der architektonisch und sozial prestigeträchtigere. Damals gewann das neue Quartier seine Bevölkerung größtenteils aus der Innen-, vor allem der Mollerstadt. In seinen älteren Partien zwischen Frankfurter- und Liebigstraße ließen sich gehobene Bevölkerungsschichten nieder: Höhere Beamte, wohlhabende Ruheständler, Kaufleute und Unternehmer, leitende Angestellte, aristokratische Familien. In den krisenhaften 1880er Jahren ruhte die Bautätigkeit fast völlig; sie setzte wieder gegen 1890 ein und steigerte sich danach rapide. Das Viertel wuchs in nordwestlicher Richtung auf das eben entstehende Industriegebiet der Residenz zu. In diesen weniger attraktiven und entlegeneren Teil strömte vor allem auswärtige Bevölkerung ein. Um 1900 erreichte die Bebauung die Kasinostraße (damals die Odenwaldbahnlinie) und stieß an die natürliche Grenze ihrer Ausdehnungsmöglichkeit. Als einziger Innenstadtbezirk ist das Johannesviertel von Kriegszerstörungen fast völlig verschont geblieben. Verständige Hausbesitzer haben viele Gebäude liebevoll restauriert und dem Viertel sein historisches Flair bewahrt. Verkehrsberuhigende Maßnahmen trugen das ihre bei, um es wieder zu einem gesuchten Wohnquartier werden zu lassen. Seine markantesten Bauwerke sind – außer der namengebenden Kirche – der „Louvre“ (ein größeres Mietwohngebäude aus dem Jahr 1874) und die „Schulinsel“ (Schulwesen), die mehrere Lehranstalten umfasst. Besonders stimmungsvoll ist die Bebauung an Viktoriaplatz und -straße.