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Fulda, Heinrich

Jurist, Politiker
* 22.11.1860 Worms
† 01.06.1943 KZ Auschwitz
Der Sohn eines jüdischen Ellenwarenhändlers besuchte das Gymnasium seiner Heimatstadt Worms. Das in Heidelberg begonnene Jura-Studium wurde nach weiteren Stationen in Würzburg und Leipzig mit Staatsexamen und Promotion an der Gießener Landesuniversität abgeschlossen. Während der Bruder im preußischen Rheinland die Richterlaufbahn einschlagen konnte, wurde ihm in Hessen die Beamtung verweigert, sodass er sich 1892 als Rechtsanwalt in DA niederließ. Seit 1905 SPD-Abgeordneter für Langen/Neu-Isenburg im Hessischen Landtag, wo er als einziger Jurist der Fraktion alsbald eine aktive Rolle spielte, engagierte sich Fulda in der Folge auch als Stadtverordneter und Kreistagsmitglied in DA. In der provisorischen Regierung der November-Revolution unter seinem Parteifreund Carl Ulrich übernahm er das Innen-Ressort und wurde nach der Neuwahl Anfang 1919 erster Innenminister des künftigen Volksstaats Hessen. Dass er sich dem Druck seiner Partei auf zügige Demokratisierung und damit Politisierung der Verwaltung widersetzte, führte bereits im Sommer 1921 zum vorzeitigen Rücktritt, bei dessen Annahme wohl auch die Rücksicht auf antisemitische Anfeindungen eine Rolle spielte. Im Darmstädter Adressbuch 1940 hieß er nur „Heinrich Israel Fulda“, ohne den Zusatz „Innenminister a. D.“, war aber wegen seiner nichtjüdischen Frau zunächst von der Deportation zurückgestellt. Im Mai 1943 kam der über 80-jährige mit dem letzten Darmstädter Transport nach Auschwitz. Seit 1982 erinnert der Heinrich-Fulda-Weg im Stadtteil Kranichstein an ihn.

Lit.: Franz, Eckhart G.: Juden als Darmstädter Bürger, Darmstadt 1984, S. 251f.; Rack, Klaus-Dieter / Vielsmeier, Bernd (Hrsg.): Hessische Abgeordnete 1820-1933. Biografische Nachweise für die Erste und Zweite Kammer der Landstände des Großherzogtums Hessen 1820-1918 und den Landtag des Volksstaats Hessen 1919-1933, Darmstadt 2008, S. 322f.