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Fet, Afanásij

Schriftsteller
* 05.12.1820 Nowosjolki/Kreis Mzensk
† 03.12.1892 Moskau
Sein Vater war der Darmstädter Amtsassessor Johann Peter Foeth, seine Mutter Charlotte Elisabeth, geborene Becker, kam aus einer bekannten Darmstädter Familie. Die Ehe war unglücklich und Charlotte Foeth ließ sich von dem russischen Gutsbesitzer Afanásij Schenschin, der während einer Reise längere Zeit in DA im Becker’schen Haus wohnte, am 30.09.1820 entführen. Kurze Zeit darauf wurde ihr Sohn geboren. Obwohl Briefe der Mutter Johann Peter Foeth als Vater bestätigen, leugnete der Sohn dies stets und war tief erschüttert, als Schenschin ihn während der Ausbildung in der Lehranstalt Werro in Estland wegen der orthodoxen Heirat mit Charlotte zwang, den Namen Fet anzunehmen und den Adelstitel abzulegen. Er wurde schwermütig. Aus Foeth wurde Fet, weil die russische Sprache Schwierigkeiten mit den deutschen Umlauten hat. Fet war als Lyriker der Hauptvertreter des russischen „l’art pour l’art“ und Wegbereiter des Symbolismus. 1840 erschien der erste Gedichtband. 1844 studierte er Philologie. 1845 ging er zur Armee und hoffte vergeblich, den Adelstitel erhalten zu können. Er übersetzte Goethegedichte und den Faust, Arthur Schopenhauer und Heinrich Heine ins Russische. 1860 zog er sich auf sein Landgut zurück und verstummte für Jahre. Erst nachdem ihm der Zar 1870 den Adelstitel und den Namen Schenschin wieder zuerkannt hatte, veröffentlichte Fet neue Gedichtsammlungen.

Lit.: Afanassi Fet. Gedichte, mit einem Nachwort von Uwe Grüning, Leipzig 1990; Goldt, Rainer: Bürde und Bindung. Afanasj A. Fet als Mittler und Kritiker deutscher Kultur. In: Maria Deppermann (Hrsg.): Russisches Denken im europäischen Dialog. Innsbruck/Wien 1998, S. 72-119.