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Fernseh GmbH

Mit dem englischen Erfinder Baird, der Firma Loewe Opta und den Optischen Werken Zeiss gründete die Firma Bosch im Juni 1929 in Berlin die Fernseh AG. In den 1930er Jahren übernahm Bosch alle Anteile des Unternehmens und benannte es in „Fernseh GmbH“ um. Zur Funkausstellung 1930 stellte man bereits einen Filmabtaster vor, zur Ausstellung 1931 einen Funkempfänger mit 9 x 12 cm großem Bildschirm. 1934 baute man den weltweit ersten Fernsehübertragungswagen, der zur Olympiade 1936 in Berlin zum Einsatz kam. Während des Kriegs wurde die Fernseh GmbH dem Luftfahrtministerium unterstellt und arbeitete an Waffensteuerungen. Nach Kriegsende war durch den Kontrollrat die Weiterentwicklung des Fernsehens bis 1949 verboten, die Fernseh GmbH reparierte Radios. Nach Aufhebung des Verbots zog das Unternehmen nach DA, weil sich hier bereits das Fernmeldetechnische Zentralamt der Post angesiedelt hatte und es eine Technische Hochschule (TU Darmstadt) gab. Mit 50 Mitarbeitern nahm die Fernseh GmbH 1949 in Kasernengebäuden an der Bessunger Straße (Kasernen) die Arbeit auf. 1964 erfolgte der Umzug in die neu gebaute „Fabrik im Walde“, westlich des Hauptbahnhofes (Weststadt). In den 1970er Jahren beschäftigte das Unternehmen, das 1972 in „Robert Bosch Fernsehanlagen GmbH“ umbenannt wurde, mehr als 2.000 Mitarbeiter, davon nahezu 500 in Forschung und Entwicklung. Als 1952 in Deutschland das Fernsehen eingeführt wurde, konnte die Fernseh GmbH alles liefern, was zur Ausstattung eines Studios erforderlich war. Grundlagenforschung zum Farbfernsehen, Entwicklung entsprechender Geräte und schließlich die Miniaturisierung von Kameras und Aufzeichnungsgeräten zur tragbaren Reportageeinheit führten das Unternehmen zu internationaler Bedeutung. Um gegen die wachsende japanische Konkurrenz bestehen zu können, brachten Bosch und die holländische Philips 1986 ihre Fernsehtechnik in die gemeinsame Tochterfirma „Broadcast Television Systems“ (BTS) ein. 1993 zog sich Bosch aus dem defizitären Projekt zurück, Philips war alleiniger Eigentümer. Unmittelbar danach wurde ein Produktionszweig nach dem anderen aus DA abgezogen, die Mitarbeiterzahl fiel drastisch. 1995 verließ BTS das zu große Weststadtgelände und zog nach Weiterstadt und Griesheim. 2001 wurde BTS mit seinen noch 460 Mitarbeitern an den französischen Thomson-Multimediakonzern verkauft.