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Evangelische Hochschule Darmstadt (EHD, ehemals EFH)

Aus dem 1909 vom Hessischen Diakonieverein im Diakoniehaus in der Freiligrathstraße gegründeten Seminar für Gemeindepflegerinnen entstand im Oktober 1927 die Wohlfahrts- und Pfarrgehilfinnenschule, die erste Ausbildungsstätte für soziale Berufe in DA (s.a. Diakonie in DA). Gründer und Leiter der Schule war Pfarrer Paul Daniel Guyot. Gefördert wurde die Schule auch von Ludwig Schrauth, dem Leiter des 1921 neu geschaffenen städtischen Fürsorgeamtes, der dort auch als Dozent tätig war. Am 19.07.1929 erhielt die Schule die staatliche Anerkennung. Nach 1933 wurde sie gleichgeschaltet, als „Frauenschule für Volkspflege“ weitergeführt und 1942 geschlossen.

1947 gründete der Hessische Diakonieverein die Wohlfahrtsschule unter dem Namen „Seminar für soziale Berufsarbeit“ an alter Stelle neu, 1960 folgte der Umzug in das Gebäude Moosbergstraße 2. Jetzt waren auch männliche Studierende zugelassen. 1950 wurde mit Waldtraut Krützfeldt-Eckhard erstmals eine hauptamtliche Dozentin eingestellt. 1967 stieg die Schule in den Rang einer staatlich anerkannten „Höheren Fachschule für Sozialarbeit“ auf. Dies bedingte die Verlängerung der Ausbildung um ein Jahr. 1967 gab es 85 Studierende, 5 hauptamtliche und 15 nebenamtliche Dozenten. Am 01.04.1968 konnte ein neues Gebäude am Zweifalltorweg bezogen werden. Hier wurden in der Folgezeit die Höhere Fachschule für Sozialarbeit und die Höhere Fachschule für kirchliche und religionspädagogische Dienste des Elisabethenstifts zusammengefasst und am 01.08.1971 zur Evangelischen Fachhochschule DA mit 209 Studierenden vereinigt, der einzigen in Hessen.

Seitdem hat die Zahl der Hochschulmitglieder ständig zugenommen. Von 1971 bis 2001 haben über 3.700 Absolventen die Evangelischen Fachhochschule mit einem Diplom verlassen. 2012 waren an der Hochschule, die seit dem 1. April 2011 als „Evangelische Hochschule Darmstadt“ firmiert, fast 1.700 Studierende eingeschrieben, die von 43 hauptamtlichen Lehrkräften und rund 120 Lehrbeauftragten unterrichtet wurden. Die Hochschulgebäude am Zweifalltorweg wurden in den Jahren 2011 bis 2013 grundlegend saniert. Zweiter Standort der EHD ist seit 1996 die diakonische Einrichtung Hephata in Schwalmstadt-Treysa. Träger der Einrichtung sind die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau, die Evangelische Kirche in Kurhessen-Waldeck und das Diakonische Werk Hessen und Nassau.

Das Studium an der EHD ist in besonderer Weise darauf ausgerichtet, den Erwerb grundlegender Fachkenntnisse und Fähigkeiten mit den Fragen der Sozial- und Berufsethik zu verbinden. Die wissenschaftliche Durchdringung gesellschaftlicher Probleme schließt einen starken Praxisbezug ein. Die internationalen Beziehungen der Hochschule in viele europäische Länder bieten den Studierenden die Möglichkeit, im Rahmen von Austauschprogrammen und bilateraler Partnerschaften während des Studiums ins Ausland zu gehen.

Zur Zeit (2013) werden 10 Bachelor- und Master-Studiengänge des Sozial- und Gesundheitswesens angeboten: (1) Der Studiengang „Soziale Arbeit“ umfasst sieben Semester, davon ein Praxissemester, und schließt mit dem Bachelor ab, darauf folgen 3 Semester bis zum Master. (2) Das Studium der „Bildung und Erziehung in der Kindheit“ führt in sieben Semestern zum Bachelor. (3) Bei dem europaweit einmaligen internationalen Studiengang „Integrative Heilpädagogik“ muss ein Semester im Ausland absolviert werden. Der Abschluss erfolgt nach acht Semestern mit dem „Bachelor in inclusive education“, an den sich zwei Semester zum Master anschließen. (4) Der Studiengang „Pflege- und Gesundheitsförderung“ (Bachelor nach 6 Semestern) sowie Pflegewissenschaft (Master nach weiteren 4 Semestern) ist generalistisch ausgelegt und passt sich den Veränderungen im Gesundheitssystem an. (5) Der Aufbaustudiengang „Religionspädagogik (Gemeindepädagogik)“ wendet sich an Absolventen des Studiums der „Sozialen Arbeit“, ebenso (6) der Masterstudiengang „Religionspädagogik (evangelischer Religionsunterricht)“. (7) Der berufsbegleitende fünfsemestrige Master-Studiengang „Non-Profit Management“ richtet sich an Führungskräfte und vermittelt Kompetenzen der Organisationsentwicklung, der ökonomischen Steuerung, der Personalführung und -entwicklung. (8) Der berufsbegleitende sechssemestrige Master-Studiengang „Psychosoziale Beratung“ bietet Berufstätigen in Arbeitsfeldern der sozialen Arbeit eine beraterisch-methodische Zusatzqualifikation. (9) Der viersemestrige Masterstudiengang „Diakonie – Führungsverantwortung in christlich sozialer Praxis“ wendet sich an Leitungskräfte in Diakonie, Kirche und Freier Wohlfahrtspflege und vermittelt internationale und interkulturelle Kompetenzen. (10) Der berufsbegleitende Masterstudiengang „Management, Ethik und Innovation im Nonprofit-Bereich“ bietet den Studierenden die Möglichkeit der Weiterbildung in der Gestaltung sozialer Veränderungs- und Innovationsprozesse in gesellschaftlichen, diakonischen und kirchlichen Organisationen.

Lit.: Lernen helfen – helfen leben. 1929 – 1949 – 1979. Evangelische Fachhochschule Darmstadt, Darmstadt 1979.