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Ernst Ludwig-Presse

(1907-1944) Die Ernst Ludwig-Presse wurde im Oktober 1907 als eine der ersten deutschen und als einzige fürstliche Privatpresse in Deutschland von Großherzog Ernst Ludwig gegründet. Ihr künstlerischer Leiter war Friedrich Wilhelm Kleukens, der nahezu alle Schriften, Initialen und Illustrationen bis 1914 zeichnete. Drucker und literarischer Berater war Christian Heinrich Kleukens. Die Werkstätte wurde in den unteren Räumen des Westflügels im Ernst-Ludwig-Haus (Museum Künstlerkolonie) eingerichtet. Die ersten Aufträge waren Gelegenheitsdrucke und Urkunden für den Hof. 1908 erschienen die ersten Bücher noch mit Illustrationen. Doch bald wurde großer Wert auf typographische Ausstattung gelegt. Die Letter allein, in wenigen Schrifttypen aus unterschiedlichen Graden und mit aufwendig gestalteten Initialen sollte für sich sprechen.

1910 errangen die Werke der Ernst Ludwig-Presse den Großen Preis auf der Internationalen Ausstellung in Brüssel. 1914 schied Friedrich Wilhelm Kleukens aus der Leitung der Presse aus und sein Bruder Christian Heinrich wurde sein Nachfolger. In der Zeit von 1908 bis 1918 entstanden 62 Titel, von denen ein großer Teil über den Insel-Verlag in Leipzig und einen Freundeskreis mit 75 Mitgliedern vertrieben wurde. Beide Künstler waren im Ersten Weltkrieg eingezogen und die Presse stand still. Kurz vor Kriegsende pachtete Kurt Wolff die Presse und übernahm Christian Heinrich Kleukens als Drucker. In dieser Zeit entstanden nur die zehn „Stundenbücher“ für den Kurt Wolff Verlag in München.1923 lief der Pachtvertrag mit Kurt Wolff aus und Ch. H. Kleukens konnte nun die Presse wieder als Leiter übernehmen.

Der Verlag Tiedemann & Uzielli in Frankfurt übernahm nun den Verkauf der Bücher. Dazu wurde auch ein „Kreis der Freunde der Ernst Ludwig-Presse“ eingerichtet. In dieser Zeit wurde als Hauptwerk Goethes Faust in drei Bänden gedruckt. 1927 wurde Ch. H. Kleukens an die von der Stadt Mainz gegründete Mainzer Presse berufen. Um den beiden Pressen gerecht zu werden, wurde nun auch die Ernst Ludwig-Presse in Mainz gedruckt. Es entstanden hier unter anderem die unvollständig gebliebene Shakespeare-Ausgabe und das Blumenbuch mit Rudolf Koch und Fritz Kredel, insgesamt entstanden 185 Drucke zwischen 1908 und 1944. Die Räume der Presse wurden 1945 geplündert und eine Fortsetzung der Arbeit war nicht mehr möglich.