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Eckardt, Familie

Bildhauer, Holzschnitzer
Johann Wendel Eckardt (1671-1727; auch Eckert, Eccard, Eckhard) war in DA als Hofbildhauer beschäftigt. Von ihm stammen die Entwürfe für die um 1733 entstandenen Sandsteinreliefs „Genius des Kampfes“ und „Genius des Ruhms“, die über den äußeren Fenstern des Mittelrisalits an der Marktseite des Schlosses angebracht sind. Auch die Bauskulpturen „Fides“, „Caritas“, „Iustitia“ und „Abundantia“, die seit 1728 das Hauptgesims an der Marktseite des Residenzschlosses schmücken, gehen auf Entwürfe Eckardts zurück. 1926 wurden diese Figuren an der Schlossfassade durch Kopien ersetzt und die Originale in den Arkaden des Parforcehofs aufgestellt.

Johann Wendels Sohn Johann Paul Eckardt (1707-1780) wurde 1736 aus Tyrnau/Ungarn zur Nachfolge seines Schwagers Schäffer als Hofbildhauer nach DA berufen. Er war v. a. als Schnitzer tätig und fertigte Bilder-, Spiegelrahmen und Baudekorationen für das Jagdschloss Kranichstein sowie das Prinz-Georg-Palais an. Aus Abrechnungen geht hervor, dass Eckardt u. a. Arbeiten für die Dianaburg, das Exerzierhaus und das Kollegiengebäude ausführte. Das 1744/45 geschaffene Hofportal am Marktpalais (Palais), das 1850 als Nordportal an die Orangerie versetzt wurde, entstand ebenfalls nach seinen Entwürfen. Außerhalb DAs können zwei Kruzifixe in den ev. Kirchen in Jugenheim (1739) und Unterliederbach (1760) sowie der Orgelprospekt der ev. Kirche in Reinheim (1752) als Werke Eckardts nachgewiesen werden, die sich stilistisch an den Arbeiten des Mannheimer Hofbildhauers Johann Paul Egell (1691-1752) orientieren.

Johann Pauls Sohn Johann Tobias Eckardt (1744-1819) war 1766 als Modelleur an der Kelsterbacher Porzellanmanufaktur tätig und soll sich danach zur Weiterbildung in Wien, Berlin und Mannheim aufgehalten haben. Im November 1778 wurde er zur Unterstützung seines Vaters aus Wien nach DA gerufen und nach dessen Tod 1780 von Landgraf Ludwig IX. zum Hofbildhauer ernannt. Mit dieser Berufsbezeichnung führte man ihn im „Hochfürstlich Hessen-Darmstädtischen Staats- und Adreßkalender“ bis 1806.

Lit.: Döry, Ludwig Baron: Der Darmstädter Bildhauer Johann Paul Eckardt 1707-1780. In: Darmstadt in der Zeit des Barock und Rokoko. Katalog zur Ausstellung auf der Mathildenhöhe Darmstadt, Darmstadt 1980, Bd. 1, S. 266-275; Christ, Alexa-Beatrice: Kelsterbacher Porzellan. Der Bestand der Großherzoglich-Hessischen Porzellansammlung Darmstadt, Stuttgart 2004, S. 43-46,127; AKL 32, S. 62, 94f., 102.