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Dittmar, Louise

Schriftstellerin, Journalistin
* 07.09.1807 Darmstadt
† 11.07.1884 Bessungen
Die Tochter der Friederike Caroline geb. Hegar und des großherzoglichen Justifikators Heinrich Karl Dittmar trat 1845 mit anspruchsvollen religionskritischen Schriften an die Öffentlichkeit und nahm Kontakte zur revolutionären Bewegung im Rhein-Main-Gebiet auf. Sie korrespondierte mit dem Marburger Gelehrten Karl Theodor Bayrhoffer, der zum demokratisch-oppositionellen Milieu gehörte, und war mit dem freisinnigen Redakteur der „Mainzer Zeitung“, Ludwig Bamberger, befreundet. 1848 machte sie die Bekanntschaft des Philosophen Ludwig Feuerbach, der ihre Pläne für die Gründung einer Zeitung zu Frauenfragen unterstützte. Die Zeitung mit dem Titel „Die sociale Reform“ hatte eine kurze Lebensdauer, nach dem Erscheinen des vierten Hefts wurde sie eingestellt. 1849 druckte Dittmars Verleger Otto Wiegand die vier Hefte unter dem Titel „Das Wesen der Ehe“ in einem Band nach. Dittmar entwickelte in diesem Werk sowie in ihren anderen philosophischen Arbeiten („Der Mensch und sein Gott in und außer dem Christentum“, 1846; „Lessing und Feuerbach“, 1847; „Vier Zeitfragen“, 1847) eine Gesellschaftsutopie, die die Ungleichheit unter den Menschen aufhebt und auf dem Prinzip der Selbstverantwortung und der Gerechtigkeit fußt. Sie war eine der schärfsten Kritikerinnen der Vernunftehe (Konvenienzehe), die für die Ehepartner, v. a. für die Frau, keine Entfaltungsmöglichkeiten zulässt und Spiegel einer auf Lügen basierenden Gesellschaft sei. Nach 1850 fand Dittmar keinen Verleger mehr und lebte zurückgezogen in DA. Ihr Nachlass verbrannte 1944. Seit den 1970er Jahren werden die Schriften von Dittmar neu bewertet und häufig zitiert. 2002 wurde die Louise-Dittmar-Straße in Eberstadt nach ihr benannt.

Lit.: Käfer-Dittmar, Gabriele: Louise Dittmar (1807-1884). In: Sie gingen voran: Vier bedeutende Darmstädter Frauen des 19. Jahrhunderts, Darmstadt 1990, S. 38-81; Köppe, Manuela: Louise Dittmar (1807-1884) „Die Freiheit des Geistes“. In: Hundt, Irina (Hrsg.): Vom Salon zur Barrikade, Frauen der Heinezeit, Stuttgart 2002, S. 282-298. Nagel, Christine: „In der Seele das Ringen nach Freiheit“ – Louise Dittmar, Königstein/Taunus 2005.