Stadtlexikon Darmstadt

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Darmstädter Lein

(s. a. Pflanzenwelt) Die wahrscheinlich „berühmteste Blume Darmstadts“ (Giselbert Breyer, 1998), der „Darmstädter Lein“, verdankt ihren Namen dem Arzt und Botanikliebhaber Friedrich Christoph Wilhelm Alefeld, genannt Lechdringhausen. Alefeld wurde am 21.10.1820 in Gräfenhausen als Sohn eines Kirchenrats geboren und promovierte am 23.09.1843 in Gießen zum Dr. med. 1844 legte er in DA sein Staatsexamen ab und wurde 1847 Armenarzt in Ober-Ramstadt (hier gibt es bis heute eine Alefeldstraße), wo er auch am 28.04.1872 starb. In seinem Garten um die heutige Petri-Villa, in der zuerst Alefeld wohnte, untersuchte er v. a. die Erträge verschiedenster Trachtpflanzen von Honigbienen. Bei seinen botanischen Studien meinte Alefeld, beim mehrjährigen Dauer-Lein (Linum perenne) eine besondere Sippe als Linum darmstadtinum abtrennen zu können. Diese Einstufung und damit die Etablierung des Namens der Stadt DA in der botanischen Nomenklatur hat sich jedoch nicht halten können. Die Schwierigkeiten in der sicheren Ansprache dieser Lein-Art sind jedoch bis heute geblieben – er kann z. B. leicht mit dem einjährigen Saat-Lein oder Flachs (Linum usitatissimum) oder auch dem öfter eingeschleppten Österreichischen Lein (Linum austriacum) verwechselt werden. Dies zeigt sich darin, dass im Atlas der Farn- und Blütenpflanzen der Bundesrepublik Deutschland (1988) die Verbreitung des Dauer-Leins nur in einer Artengruppe zusammen mit anderen schwer unterscheidbaren Arten angegeben wird.

Als in Deutschland gesichert geltend sind die Vorkommen von Linum perenne in der Garchinger Heide bei München und die Bestände im Flugsandgebiet um DA (Flugsanddünen). Hier kommt die Art oft in größerer Anzahl v. a. an lichten Waldrändern und Schneisen des Kiefernwalds und auf offenen Dünen vor. Daneben wachsen noch wenige Exemplare in der Umgebung von Würzburg. Der Dauer-Lein wird in der Roten Liste der Farn- und Samenpflanzen Hessens unter der Kategorie 2 (stark gefährdet) geführt. Hierin werden „Arten, die erheblich zurückgegangen oder durch laufende beziehungsweise absehbare menschliche Einwirkungen erheblich bedroht sind“ zusammengefasst. Entsprechend dieser Einstufung sind viele Standorte der Art heute als Naturschutzgebiete oder als FFH-Gebiete (nach EU-Recht geschützte Flora-Fauna-Habitate) ausgewiesen.

Lit.: Haeupler, Henning / Schönfelder, Peter (Hrsg.): Atlas der Farn- und Blütenpflanzen der Bundesrepublik Deutschland, Stuttgart 1988; Breyer, Giselbert: Darmstadts berühmteste Blume, Darmstädter Echo 22.08.1988; Buttler, Karl Peter et al.: Rote Liste der Farn- und Samenpflanzen Hessens, Wiesbaden 1997.