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Dalwigk zu Lichtenfels, Reinhard Freiherr von

Ministerpräsident
* 19.12.1802 Darmstadt
† 28.09.1880 Darmstadt
Der aus einer althessisch-waldeckischen Adelsfamilie stammende Vater Reinhard (1770-1844), unter Prinz Emil Teilnehmer am russischen Feldzug 1812, war zuletzt Generalleutnant und Gouverneur der Residenz DA. Sohn Reinhard folgte dem Vorbild des mütterlichen Großvaters Ludwig Höpfner und studierte nach dem Besuch des Darmstädter Gymnasiums in Göttingen, bei Savigny in Berlin und in Gießen die Rechte, hörte aber auch mathematische und geschichtliche Vorlesungen. Aus der zunächst eingeschlagenen Richterlaufbahn wechselte er 1832 in die Verwaltung und wurde Ende 1841 Kreisrat in Worms. Schon 1845 übernahm er mit der Kreisverwaltung Mainz auch die Verpflichtungen des Provinzial- und Festungskommissärs. Dass er sich in den gerade in Mainz besonders problematischen Revolutionsjahren 1848/49 bewährte, schien ihn 1850 zur Wiederherstellung der nachrevolutionären Ordnung zu qualifizieren. Für mehr als zwei Jahrzehnte Chef des Gesamtministeriums, fand der erfahrene Verwaltungsbeamte in der Rückkehr zur bürokratisch-restriktiven Politik Du Thils durch die 1854 geschlossene Übereinkunft mit dem Mainzer Bischof von Ketteler die Unterstützung der kath. Kirche. Dass er den Widerstand gegen die seit 1859 vom Nationalverein verfochtene deutsche Einigung unter preußischer Führung, die seit dem Wahlsieg der Fortschrittspartei 1862 auch von der Mehrheit des Darmstädter Landtags gestützt wurde, nach der Gründung des Norddeutschen Bundes 1866 nicht aufgab und weiter mit Frankreich zu konspirieren suchte, führte kurz nach der Reichsgründung von 1871 zur vom nunmehrigen Reichskanzler Otto von Bismarck erzwungenen Entlassung.

Lit.: Neue Deutsche Biographie. Hrsg. von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Bd. 3, S. 495f.; Schüßler, Wilhelm (Hg.): Die Tagebücher des Freiherrn Reinhard von Dalwigk zu Lichtenfels aus den Jahren 1860-71, Stuttgart/Berlin 1920.