Stadtlexikon Darmstadt

Logo Darmstadt

Bund Neudeutschland (ND)

(Kath. Verband) 1920 für kath. Schüler höherer Lehranstalten zu ihrer außerschulischen kirchlichen Betreuung gegründet, vereinigt der Bund Neudeutschland die Idee der jugendbewegten Lebensführung mit kath. Religiosität. Sein erster Vorsitzender war Heinrich von Brentano. Die Gruppe traf sich bei den Barmherzigen Schwestern und ab 1929 im eigenen Heim bei St. Fidelis. Der Bund Neudeutschland wurde zu einem Träger der kath. Jugendbewegung in DA, v. a. dank seines geistlichen Führers Adam Gottron. In der Zeit des Nationalsozialismus (Kath. Kirche im Nationalsozialismus), vor dem innerhalb des Bundes nicht nur aus religiösen Gründen, sondern wegen seines Nationalismus und Rassismus stets gewarnt worden war, kam die kath. Jugendarbeit zum Erliegen. Vor einem Verbot blieb der ND zwar auf Grund des Konkordatsschutzes zunächst verschont, aber das Umfeld erschwerte immer mehr seine Arbeit: Die Hitlerjugend verbat im Sommer 1933 die Doppelmitgliedschaft; HJ-Angehörige bekamen samstags schulfrei für staatspolitische Aufgaben und für wehrsportliche Übungen, während die Nicht-HJ-Mitglieder zur Schule gehen mussten. Im Sommer 1935 wurde den religiösen Jugendgruppen auf Basis der Reichsverordnung zum Schutz von Volk und Staat vom 28.2.1933 verboten, uniformähnliche Kleidung oder Abzeichen zu tragen, geschlossen aufzutreten, zu zelten und zu wandern, sich sportlich zu betätigen – alles Dinge, die auch für die Arbeit des ND kennzeichnend waren. Die Hitlerjugend beschädigte das Heim des Darmstädter ND, sodass es nicht mehr benutzt werden konnte. 1939 wurde der Bundesverband wegen staatsfeindlicher Haltung verboten. Der ND hat sich im Unterschied zu anderen Jugendverbänden nicht selbst aufgelöst.

1948 kam es in DA zur Neugründung der „ND-Jungengemeinschaft“. 1967 ist von Mitgliedern des ND das Studentenwohnheim „[Wilhelm-] Em[m]anuel von Ketteler“ in der Schleiermacherstraße 13 erbaut worden. In den folgenden Jahren änderte sich die Verbandsstruktur, es entstanden folgende Gruppierungen: die Schülergemeinschaft, die 1970 mit dem Heliand-Bund vereint wurde zur „Kath. Studierenden Jugend“ (KSJ), der Hochschulring (HSR) und der Männerring sowie seit 1981 nach Öffnung für Frauen die „KMF – Gemeinschaft kath. Männer und Frauen“.

Lit.: Rolf Eilers (Hg.): Löscht den Geist nicht aus. Der Bund Neudeutschland im Dritten Reich, Mainz 1985.