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Bessunger Kirche

(s.a. Ev. Kirchengemeinden) Die am 10.06.1002 erstmals erwähnte Bessunger Kirche war nach der Inschrift der ältesten erhaltenen Glocke von 1435 und nach Ausweis des vorhandenen Johannes-Altars wohl ursprünglich Johannes dem Täufer geweiht, trug aber später das Petrus-Patrozinium. Sie stand auf einer Erhebung, inmitten des ältesten Friedhofs, der seit dem Mittelalter bis zur Eröffnung des neuen Friedhofs im Jahr 1839 genutzt wurde. Noch heute erinnern einige Grabsteine daran. Der älteste Kirchenbau ist vermutlich im 7. oder 8. Jahrhundert als erste Pfarrkirche für die Umgebung errichtet worden. Nach 1369 sank die Bessunger Kirche zur Filiale der Darmstädter Stadtkirche herab. Erst nach Einführung der Reformation wurde sie wieder zur selbstständigen Pfarrkirche erhoben und erhielt die Einkünfte des aufgelösten Altars der 10.000 Märtyrer in der Stadtkirche. Zu dieser Zeit war die Kirche bereits baufällig. 1559 und 1561 wurden Kirche und Pfarrhof instand gesetzt. In den Jahren 1574-76 war der bauliche Zustand der Kirche so schlecht, dass sie durch den Darmstädter Baumeister Jakob Kesselhuth quasi erneuert werden musste. Dieser Kirchenbau, der die stolze Summe von 2.000 Gulden verschlang und um dessen Finanzierung es heftige Auseinandersetzungen gab, überdauerte – obwohl vielfach repariert und im Dreißigjährigen Krieg beschädigt – die Zeit bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts. Der starke Bevölkerungsanstieg machte eine Erweiterung der Kirche dringend notwendig. 1883/84 entstand aus der einschiffigen Dorfkirche durch den Anbau zweier Querschiffe der heutige kreuzförmige Grundriss. Eine neue Orgel wurde angeschafft, Dach und Turmkreuz repariert. Hofmaler August Noack bemalte die ebenfalls erneuerte Kanzel. In den Jahren 1908/09 wurden nach Plänen von Friedrich Pützer der Innenraum umgestaltet (Holztonnendecke, Tieferlegung des Fußbodens), das Langhaus um 3 m nach Westen verlängert, der „Brautgang“ mit dem Jugendstil-Taufbecken und die Sakristei errichtet sowie Treppen zu den Emporen angelegt. 1960 und 1965 erfolgten erneute Instandsetzungen, die Jugendstilausmalung von 1908 wurde beseitigt, Altar, Emporen und Fußboden erneuert. Bruno Müller-Linow gestaltete ein neues Petrus-Altarfenster, 1967 folgte die neue Orgel. Die letzte Innenrenovierung erfolgte im Jahr 2001.

Lit: Engels, Peter: Geschichte Bessungens, Darmstadt 2002 (Darmstädter Schriften 83), S. 62-64, 168f.; Haupt, Georg: Die Bau- und Kunstdenkmäler der Stadt Darmstadt, 2 Bde., Darmstadt 1952–54, S. 295-297.