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Becker, Ludwig

Maler, Forschungsreisender
* 09.09.1808 Offenbach
† 27.04.1861 Bulloo/Inneraustralien
Der vormals Fürstlich Isenburgische Lotteriedirektor Ernst Friedrich Becker
(1780-1826), nach der Neuordnung von 1815/16 Revisor an der Oberrechnungskammer in DA, hinterließ 1826 sieben minderjährige Söhne, die in ihrer Mehrzahl nicht alltägliche Karrieren machen sollten. Ludwig, der nach mehreren Gymnasialjahren die Zeichenschule des Darmstädter Galeriedirektors Franz Hubert Müller besuchte, verdiente seinen Lebensunterhalt mit Illustrationsarbeiten, u. a. für das mehrbändige „Thierreich“ des Schulfreundes Johann Jakob Kaup, dann für den Frankfurter Verlag Brönner. Nützlich war der 1840 verliehene Ehrentitel eines „großherzoglichen Hofmalers“. 1848 bei den Mainzer Demokraten aktiv, setzte sich Becker anschließend nach London ab. Die bei einem Mainzer Antiquar aufgestöberte Totenmaske von William Shakespeare fand keinen Käufer, doch die „British Association for the Advancement of Science“ zahlte für Vorträge über eine geologische Rheinerkundung, an der Becker als Zeichner mitgewirkt hatte. Ende 1850/51 reiste er als Begleiter eines jungen Lords über Südamerika nach Australien, überwinterte dort als Hauslehrer bei Gouverneur Lord Denning in Tasmanien, arbeitete dann auf den Goldfeldern von Bendigo und wurde mit Zeichnungen von Goldgräbern und „Aborigines“ Mitbegründer der „Victoria Society of Fine Arts“ in Melbourne. Berichte an Freund Kaup, der die heute für echt gehaltene Shakespeare-Maske nach DA zurückgeholt hatte, führten zur Berufung in den Darmstädter „Verein für Erdkunde“. Auf der verunglückten Burke und Wills-Expedition zur Süd-Nord-Durchquerung Inneraustraliens 1860/61 kamen außer den auf Beckers Rat beschafften Reitkamelen alle Teilnehmer ums Leben. Erhalten blieben das gerettete Journal mit Beckers Illustrationen und der Ortsname „Becker“ im australischen „Outback“.

Lit.: Tipping, Marjorie: Ludwig Becker. Artist and Naturalist with the Burke and Wills Expedition, Melbourne 1979; Franz, Eckhart G.: Hessische Entdecker. Forschungsreisen in fünf Erdteilen, Darmstadt 1981, S. 30f.