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Bahnhöfe

Der erste Darmstädter Bahnhof war der Main-Neckar-Bahnhof, an dem seit 1846 die Züge der Strecke Frankfurt-Heidelberg-Mannheim hielten (Eisenbahn). In unmittelbarer Nähe entstand zwölf Jahre später der Ludwigsbahnhof, ein Sackbahnhof für die aus Richtung Mainz, Aschaffenburg und dem Odenwald ankommenden Züge. Schon 25 Jahre nach Inbetriebnahme war der Main-Neckar-Bahnhof zu klein, das Hauptgebäude wurde aufgestockt, ein nach Süden (südlich der Rheinstraße) erweiterter Güterbahnhof und ein größerer Lokschuppen kamen zwischen 1872 und 1875 hinzu. Mit dem Bau des Hauptbahnhofs wurden beide Stationen 1912 außer Betrieb genommen. Die Bahnhofsgebäude dienten danach als Kaserne und beherbergten städtische Ämter; der Main-Neckar-Bahnhof wurde während des Nationalsozialismus in Jakob-Sprenger-Haus umbenannt, in dem die NS-Kreisleitung ihren Sitz hatte. Beide Bahnhöfe existieren heute nicht mehr, sie wurden im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt und nach Kriegsende abgerissen. Nur das Straßenstück „Am Alten Bahnhof“ zwischen Steubenplatz und Bismarckstraße erinnert noch an sie.

Dritter Bahnhof in DA war der 1869 als „Station Rosenhöhe“ eröffnete Ostbahnhof. Dass er – wie vielfach behauptet wird – nach sibirischem Vorbild errichtet wurde, um die nach DA zu Besuch kommende Zarenfamilie mit heimatlichem Ambiente zu empfangen, entspricht wohl nicht den historischen Tatsachen. Mit dem Hauptbahnhof wurden 1912 auch die beiden Nebenbahnhöfe in Dienst genommen, der Darmstädter Nordbahnhof in der Frankfurter Straße und der Südbahnhof am Haardtring. Beide Gebäude sind von dem Mainzer Baurat Friedrich Mettegang errichtet worden und haben ein ähnliches Aussehen. Nord- und Südbahnhof wurden durch die Umlegung und Zusammenfassung der neuen Schienentrasse nötig. Der Südbahnhof löste den 1879 errichteten alten Bessunger Bahnhof ab. Bis 1912 waren die Gleise von und zu den beiden Bahnhöfen am Steubenplatz noch mitten durch die Stadt gegangen, jetzt lagen sie rund 800 Meter weiter westlich. Ost-, Nord-, und Südbahnhof sind heute wenig genutzt: Züge kommen selten und noch seltener halten sie. Pläne zur Belebung der Bahnhofsgebäude haben daran noch nichts ändern können. Ein weiteres Stiefkind des Darmstädter Bahnbetriebs ist der Eberstädter Bahnhof, der Nachfolger einer längst nicht mehr existierenden Eberstädter Station an der Main-Neckar-Linie, heute unschön anzusehen und ungünstig gelegen an der Pfungstädter Straße. Unberücksichtigt bei Betriebsaufnahme der Main-Neckar-Bahn waren lange Zeit die Wixhäuser geblieben, die bis zur 1848 eröffneten Station Arheilgen laufen mussten. Erst 1887 wurde hier ein Halt eingerichtet. Auch hier hat der Bahnhof heute ausgedient, das unter Denkmalschutz stehende Gebäude wurde 2000 von der Stadt DA der Bahn abgekauft, um ein Jugend- oder Kulturzentrum zu errichten. Seit 2007 befindet sich dort der Verein KUNSTFABRIK e.V., nachdem er seine früheren Räumlichkeiten in Arheilgen durch die Neugestaltung der Frankfurter Landstraße aufgeben musste.

Lit.: 75 Jahre Darmstadt Hauptbahnhof. Festschrift, hrsg. vom Pressedienst der Bundesbahndirektion Frankfurt/M., Frankfurt 1987; Aßmann, Karl / Bleiweis, Wolfgang: Eisenbahnknoten Darmstadt im Wandel der Zeiten, Roßdorf 1987; Hoffmann, Stephan: Darmstadts Bahnhöfe. Die Entwicklung zum südhessischen Knotenpunkt. In: Eisenbahn-Kurier 7/2013, S. 56-60.