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Arnoul, Wilhelm

Fabrikant, Politiker
* 16.09.1893 Neu-Isenburg
† 27.03.1964 Offenbach
Wilhelm Arnoul wollte ursprünglich Bibliothekar werden, doch musste er bereits in jungen Jahren die Hutfabrik seiner Familie leiten. Als Unternehmer sah er sich mit den Auswirkungen der Revolution 1918 konfrontiert, die ihn zu kommunalpolitischer Aktivität veranlassten. Bereits mit 31 Jahren wurde Arnoul zum Bürgermeister Neu-Isenburgs gewählt, förderte dort besonders Bautätigkeit und Gewerbeansiedlung und verhalf der Stadt durch kluge Finanzpolitik zu bisher nicht gekannter Stabilität. Nach der Machtübernahme durch die NSDAP wurde der entschiedene Demokrat seines Amtes enthoben; dem Hessischen Landtag in DA gehörte er im März 1933 als für Innenminister Wilhelm Leuschner nachrückender SPD-Abgeordneter nur kurze Zeit bis zur Parlamentsentmachtung an. Nach seiner Emigration nach Frankreich wurde er von den deutschen Besatzern 1940 in Gewahrsam genommen, nach Deutschland zurückgeschickt und unter Gestapo-Überwachung gestellt. Nach Kriegsende war er kurzzeitig erneut Bürgermeister Neu-Isenburgs, bevor er von 1946 bis 1950 als Landrat des Kreises Offenbach amtierte. Der Verfassungsberatenden Versammlung Groß-Hessens gehörte Arnoul ebenso an wie den Nachkriegs-Landtagen 1946 bis 1950 und 1954 bis 1964. Im Januar 1950 trat er schließlich sein bedeutendstes Amt an, als er zum Regierungspräsidenten in DA berufen wurde. Arnouls Initiative war der Wiederaufbau des kriegszerstörten Kollegiengebäudes am Luisenplatz zu verdanken, in dem er seine über die Stadt verstreute Behörde zusammenführte. Auch trug er wesentlich zum demokratischen Neuaufbau Hessens und zur Durchführung der dreistufigen Verwaltungsstruktur bei. Bei seiner Ruhestandsversetzung im Jahr 1961 erhielt Arnoul aufgrund seiner herausragenden politischen Leistungen das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik.

Lit.: Beier, Gerhard: Arbeiterbewegung in Hessen, Frankfurt/Main 1984, S. 362.