Stadtlexikon Darmstadt

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Apotheken

Die erste Apotheke in DA ist für das Jahr 1569 bezeugt. Landgraf Georg I. ließ sie an seinem Hof einrichten. Diese Apotheke war v. a. eine Hausapotheke für den landgräflichen Bedarf; richtige Arzneimittel für schwerere Krankheiten mussten in dieser Zeit noch häufig aus Frankfurt und Worms geholt werden. Versehen wurde die Apotheke zunächst überwiegend von Frauen. Der erste fachlich gebildete Apotheker Johann Kohl übernahm die Apotheke 1574. Für das Jahr 1589 wird Jacob Zösch als Apotheker aufgeführt. Dass der Apotheker schon damals zu den Honoratioren der Stadt zählte, zeigt die Tatsache, dass der Landgraf die Taufpatenschaft für Zöschs Sohn übernahm. Neben dem Apotheker gab es meist eine Apothekerin an der Hofapotheke: Während er die Herstellung von Arzneien übernahm, kümmerte sie sich hauptsächlich um die Anfertigung von Tees, Pudern und kosmetischen Salben. 1629 wurde Johann Peter Renner Leiter der Hofapotheke und durfte den offiziellen Titel „Hofapotheker“ führen, während der bisherige Hofapotheker, Georg Zösch, die erste selbstständige Stadtapotheke gründete und übernahm.

1654 verlieh Landgraf Georg II. seinem Hofapotheker Samuel Böckler das Privileg zur Errichtung einer zweiten Stadtapotheke, die seit dem 18. Jahrhundert als Engel-Apotheke bekannt ist. Unter verschiedenen Inhabern blieb die Hof-Apotheke bis 1904 am Marktplatz und zog dann an den Ballonplatz Nr. 11. In den 1920er Jahren wurde sie in Löwen-Apotheke umbenannt. Als sich 1969 kein neuer Pächter fand, wurde sie geschlossen. Die heutige Löwenapotheke ist eine Neugründung des Jahrs 1975 und steht zu der alten Hof-Apotheke in keiner Verbindung. Die 1629 gegründete Stadtapotheke wurde im 18. Jahrhundert „Einhorn-Apotheke“ benannt und besteht heute noch am Ludwigsplatz. Sie ist mit ihrer langen Tradition nicht nur die älteste Apotheke DAs, sondern auch eine der ältesten in Deutschland. Seit 1901 ist sie im Besitz der heutigen Inhaber, der Familie Wickop. Die „Hirsch-Apotheke“, heute in der Nieder-Ramstädter Straße 21, war die dritte Stadt-Apotheke in DA; das Privileg für ihre Gründung wurde 1730 erteilt. Aufgrund des raschen Bevölkerungswachstums der Stadt im 19. Jahrhundert von etwa 15.000 Einwohnern im Jahr 1815 auf fast 50.000 Einwohner im Jahr 1881, bestand Bedarf an weiteren Apotheken zur Versorgung der Bevölkerung. Zu den vier bestehenden Apotheken kam 1843 die „Adler-Apotheke“ hinzu, heute in der Wilhelminenstraße 13. 1872 erhielt auch das damals noch selbstständige Bessungen eine eigene Apotheke für seine ca. 5.800 Einwohner, die „Bessunger Apotheke“, heute in der Wittmannstraße 1. 1881 wurde die Apotheke am Justizpalast eröffnet, heute bekannt als „Fuchs’sche Apotheke“ in der Bismarckstraße 9 (heute Frankfurter Straße 3). Sie spielte v. a. während und nach dem Zweiten Weltkrieg in DA eine besondere Rolle. Apotheker Fuchs hielt als einziger Darmstädter Apotheker in den letzten Kriegsmonaten die Arzneimittelversorgung aufrecht. Nach ihrer Zerstörung am 11.09.1944 wurde sie als erste Apotheke nach der Brandnacht behelfsmäßig in der Bismarckstraße 17 wieder eröffnet. Zwischen 1949 und 1969 hat sich die Anzahl der Apotheken in DA und den Vororten Eberstadt, Arheilgen, Kranichstein und Wixhausen mehr als verdreifacht. Zurzeit gibt es hier ca. 40 Apotheken. Im Laufe der Zeit haben sich auch Aufgaben und Angebotspalette verändert: Heutzutage steht nicht mehr so sehr die Herstellung von Arzneimitteln im Vordergrund als vielmehr deren Verkauf und Beratung. Neben Medikamenten, Tees und Kosmetika finden sich Diätprodukte, Sportlernahrung und Dienstleistungen wie Blutdruck-, Blutzucker- und Cholesterinmessung etc. im Sortiment.

Lit.: Rausch, Ute: Das Medizinal- und Apothekenwesen der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt und des Großherzogtums Hessen unter besonderer Berücksichtigung der Provinz Starkenburg, Darmstadt und Marburg 1978; Ramdohr, Paul: Geschichte der Darmstädter Apotheken, Darmstadt o. J.