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Achteckiges Haus

Das Haus in der Mauerstraße wurde 1620 von Landgraf Ludwig V. auf einem großzügigen Gartengrundstück vor dem Jägertor (Stadttore) angelegt und gelangte 1627 in den Besitz des Kanzlers Wolff von Todtenwarth. Die Todtenwarths behielten das Achteckige Haus über ein Jahrhundert und ließen es 1636 von dem Darmstädter Baumeister Jakob Müller umbauen und in seine heutige achteckige Form versetzen. Seither erhebt sich über dem quadratischen Keller, der vermutlich noch von dem älteren Gebäude stammt, ein zweigeschossiger, achteckiger Bau, dem ein quadratischer Treppenturm vorgelagert ist. Im Erdgeschoss befand sich ein großer Saal, im Obergeschoss waren ein Vorzimmer, die Küche und ein weiterer Saal untergebracht. Bekrönt wurde das Gebäude von einem Zeltdach, das später abgetragen wurde. 1760 erwarb Landgraf Ludwig VIII. das Achteckige Haus für seine Mätresse Helene Martini. Nach deren Tod 1803 ersteigerte Landgraf Ludwig X. (Ludewig I.) das Achteckige Haus mit Garten und legte hier das fürstliche Holzmagazin, den „Alten Holzhof“ an. 1854 gründeten neun junge Darmstädter Ärzte hier eine „Heilanstalt für chirurgische und Augenkranke“, die dem Haus den Namen „Mauerspitälchen“ gab. Während der Kriege der Jahre 1866 und 1870/71 veranlasste Prinzessin Alice, dass im Garten eine Baracke als Notlazarett für die Verwundeten aufgestellt wurde. Nach Kriegsende übernahm der Alice-Frauenverein die Klinik und baute sie durch Anbau eines Neubaus an das Achteckige Haus zum Hospital mit eigener Pflegerinnenschule aus, die im Oktober 1873 eröffnet wurde. Als das Hospital nach wenigen Jahren erneut zu eng wurde, konnte 1883 ein größerer Neubau an der Dieburger Straße bezogen werden (Alice-Hospital). Im Mauerspitälchen und dem Achteckigen Haus eröffnete die Familie Becker 1884 eine Badeanstalt. Später diente das Haus als Betsaal der Baptisten, danach als Wohnung. Nach Kriegsschäden und jahrelangem Leerstand wurde das Gebäude 1976-1987 saniert und das ursprüngliche Zeltdach rekonstruiert. Dabei wurden dekorative Ausschmückungen mit Fresken des 17. Jahrhunderts freigelegt. Seit 1992 befindet sich der Jazzklub im Keller (Jazz in DA), Erdgeschoss und Obergeschoss werden seit 1998 vom Konzertchor Darmstadt (Gesangvereine) genutzt.

Lit.: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Kulturdenkmäler in Hessen. Stadt Darmstadt. Hrsg. vom Landesamt für Denkmalpflege Hessen in Zusammenarbeit mit dem Magistrat der Stadt Darmstadt – Denkmalschutzbehörde – Braunschweig, Wiesbaden 1994, S. 253; Bethke, Martin: Landgraf Ludwig und seine Favoritin. In: Hessische Heimat 1973, S. 73-76.